London Referendum

Meine Gedanken zum Brexit

Eigentlich wollte ich dieses Wochenende ein paar schöne Bilder und Texte zu den zwei College May Balls veröffentlichen, die Nis und ich letzte Woche gemeinsam besucht haben. Aber dann bin ich gestern Morgen aufgewacht und musste feststellen, dass sich die Menschen in Großbritannien für den Austritt aus der Europäischen Union entschieden haben. Da wurden die May Balls plötzlich sehr unwichtig und ich habe beschlossen, auch ein paar Zeilen zu diesem historischen Ereignis namens Brexit zu schreiben.

Wie so viele andere habe ich nicht mit dem Brexit gerechnet. Ich habe die zum Teil sehr emotionalen Wahlkampagnen nur am Rande verfolgt und dachte, dass das Ergebnis vielleicht knapp wird, aber dass Großbritannien am Ende für den Verbleib in der EU stimmt. Diesen Eindruck hat mir vermutlich mein Facebook Newsfeed vermittelt, der stets voller pro-EU Posts meiner Freunde aus Cambridge war. Aber diese Freunde gehören zur jungen Generation, sie sind oftmals wohlhabend und haben eine gute Ausbildung. Genau diese Wählergruppe ist nun frustriert, weil sie ihre Zukunft innerhalb der Europäischen Union gesehen hat. Diese Zukunft wurde ihnen von älteren Wählern weggenommen, die zum Großteil für „Leave“ gestimmt haben.

Remain Campaign Cambridge
Remain Campaign in Cambridge

Was Europa mir gegeben hat

Europa hat Nis und mir Möglichkeiten eröffnet, für die wir sehr dankbar sind. Beide in Deutschland aufgewachsen, haben wir uns während eines Freiwilligendienstes in Frankreich kennengelernt. Er war für ein halbes Jahr als Erasmus-Student in England. Weil Cambridge uns beiden so gut gefallen hat, haben wir beschlossen gemeinsam zurückzukehren. Ich habe hier schon nach wenigen Wochen ohne viele bürokratische Hürden einen Job gefunden – auch dank meines Status als EU-Bürger.

Doch anscheinend hat die Mehrheit der Menschen in Großbritannien nicht so von diesem Europa profitiert wie wir. Viele Briten haben das Gefühl, an ihnen ist dieser europäische Wohlstand vorbeigegangen. Sie fühlen sich benachteiligt und bevormundet von Bürokraten in Brüssel, die sie nicht einmal gewählt haben. Sie möchten wieder die Kontrolle über Entscheidungen zu Themen wie Migration, Handel oder Gesundheit haben.

Das Vereinigte Königreich ist ein gespaltenes Land

Dieses Referendum hat das Land gespalten und es wird viel Zeit, Nerven und Energie kosten, die beiden Lager auf einen gemeinsamen Weg außerhalb der EU zu führen. Es ist aber eine demokratische Abstimmung, die respektiert und möglichst vernünftig und beherrscht umgesetzt werden muss.

Ich persönlich bedaure die Entscheidung sehr und hoffe, dass uns die Konsequenzen in unserem Alltag in England nicht so hart treffen werden. Viele Fragen sind offen: Was passiert mit meinem Arbeitsplatz? Inwiefern sind die Uni und der wissenschaftliche Austausch davon betroffen? Müssen meine Eltern bald Zölle bezahlen, wenn sie Carepakete nach England schicken? Die „Leave“ Befürworter entgegnen, dass der Brexit trotz der vielen Unsicherheiten eine enorme Chance ist. Doch gerade für die junge Generation ist der Brexit meiner Meinung nach ein risikoreicher Rückschritt, unter dem sie noch jahrelang leiden wird.

2 Kommentare

  • Angie

    In Deutschland ist es immer noch Thema und ich persönlich bin sehr traurig über diese Entscheidung. Nachdem jetzt mehr und mehr Briten klar ist, was das wirklich bedeutet, und dass die ganzen Versprechungen der Brexitbefürworter nicht eingehalten werden können, wollen ja viele zurück.
    Ich befürchte nur, das wird nicht mehr möglich sein, auch wenn ich es mir wünschen würde.
    Die Fragen , am Ende des Beitrags stelle ich mir auch.
    Es bleibt spannend – für die EU genauso, wie für GB.

    • lena

      Da hilft nur abwarten und Tee trinken. Das können die Briten ja gut. 😉 Ein Zurück gibt’s wohl nicht mehr, denn das wäre auch nicht demokratisch. Wichtig ist nur, jetzt nicht in Panik zu verfallen, sondern positiv nach vorne zu blicken, so wie Angela Merkel es ja schon vormacht.

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