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Auf Wohnungssuche in Cambridge

In den letzten fünf Jahren bin ich insgesamt sechs Mal umgezogen, vier Mal davon glücklicherweise innerhalb der gleichen Stadt. Eine ganz schön hohe Umzugs-Frequenz also! Seit Juli 2016 wohnen Nis und ich in einem dieser typischen englischen Reihenhäuser und jeden Tag bin ich dankbar dafür, dass wir diesen weiteren Umzug gewagt haben. Wir haben nun einen großen Garten, viel Platz um Gäste zu empfangen und es fühlt sich einfach mehr wie ein Zuhause an. In Deutschland wären wir vermutlich in eine 2- oder 3-Zimmer Wohnung gezogen, denn in größeren Städten gibt es normalerweise wenig freistehende Häuser, sondern eher große Mietshäuser mit mehreren Wohnungen. Das ist also der erste Unterschied, der mir aufgefallen ist, als wir uns in England auf Wohnungssuche gemacht haben und ich dachte, ich halte unsere Erfahrungen hier einfach mal fest.

Wenn man als Student nach Cambridge zieht, muss man sich zunächst einmal gar nicht so viele Gedanken um die Wohnungssuche machen, denn das College stellt eine Unterkunft zur Verfügung – gegen eine Mietzahlung natürlich. Die meisten Colleges verfügen über extra Wohnungen für Paare und Familien. Auch Nis und ich haben in unserem ersten Jahr in Cambridge in solch einer Wohnung gewohnt. Der Vorteil war, dass wir uns inmitten des ganzen Hochzeitsstresses nicht auch noch um die Wohnungssuche in England kümmern mussten, da uns das College einfach eine Wohnung zugeteilt hat. Der Nachteil war, dass wir die Wohnung vorher nicht gesehen hatten und ich bei unserer Ankunft schon auf das Schlimmste gefasst war. Im Nachhinein war unsere erste Wohnung hier aber absolut in Ordnung. Die Möbel waren zwar zusammengewürfelt, das Bett war zu klein und die Fenster nur einfach verglast, aber nach ein paar Wochen hatten wir uns an all das gewöhnt. Generell ist die Bausubstanz der Häuser in England schlechter als in Deutschland, man sollte also einfach die eigenen Erwartungen etwas herunterschrauben.

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Typische Häuserreihe in England (terraced houses)

Mietkosten in Cambridge

Als Nis mir zum ersten Mal erzählt hat, was wir für unsere 2-Zimmer-Wohnung im College zahlen müssen, ist mir erst mal die Kinnlade heruntergeklappt – 1000 £ warm pro Monat. Damals war der Pfund auch noch stärker im Vergleich zum Euro. Die Lebenshaltungskosten sind hier in England, und besonders in beliebten Städten wie London oder Cambridge, unglaublich hoch. Irgendwann muss man einfach aufhören, alles in Euro umzurechnen und zu vergleichen, was dies oder jenes in Deutschland kosten würde, denn das führt nur zu Sorgenfalten und wer möchte die schon haben?

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Im Frühjahr haben wir schließlich beschlossen, dass ein Wohnungs-Upgrade her muss. Nach etwas Recherche stellte sich heraus, dass wir uns für das gleiche Geld auch ein kleines Haus etwas weiter weg vom Stadtzentrum leisten konnten. Da wir eine dreimonatige Kündigungsfrist für unsere College Wohnung hatten, haben wir im Mai unseren Mietvertrag für August gekündigt, obwohl wir noch nichts in Aussicht hatten. Das war riskant, aber wir haben darauf vertraut, dass im Sommer viele Häuser frei werden, da das akademische Jahr rum ist, der neue Jahrgang aber noch nicht aktiv auf Wohnungssuche ist. Dadurch, dass wir schon ein Jahr in Cambridge gelebt hatten, kannten wir uns gut in der Stadt aus und wussten, in welche Gegend wir gerne ziehen würden, um unsere Arbeitsstellen noch gut mit dem Fahrrad zu erreichen. Cambridge ist eine sehr kompakte Stadt und in der Regel kommt man überall gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad hin. Meistens ist man sogar schneller mit dem Fahrrad als mit dem Auto, da die Straßen grundsätzlich verstopft sind.

Webseiten für die Wohnungssuche

Zunächst haben wir uns also bei allen möglichen Online-Wohnungsplattformen angemeldet und eine E-Mail Benachrichtigung eingerichtet.

Zu Beginn der Wohnungssuche war ich sehr verwundert, dass nirgendwo die Größe der Wohnung in Quadratmetern angegeben wird. Stattdessen sieht man meistens nur die Anzahl der Räume, was natürlich nichts über die tatsächliche Größe des Hauses aussagt. Deshalb ist es besonders wichtig, sich eine Immobilie vor Ort anzuschauen.

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Letting Agencies in England

Der Großteil der Häuser und Wohnungen in England wird über Immobilienmakler (letting agencies) vermittelt. Selten trifft man bei Wohnungsbesichtigungen den Vermieter selbst. Diese Immobilienmakler berechnen dem Mieter sogenannte „letting fees“. Hier ein Beispiel einer englischen Letting Agency:

Please note the charges listed below are the MAXIMUM fees that will be applied depending on your circumstances and the number of tenants.

  • Administration Fee £50 per tenant
  • Referencing Fee £75 per tenant
  • Check-in fee – minimum of £72.00 (There may be instances where applicants pay for check-outs instead)
  • Tenancy Agreement £300 (if supplied by us)
  • If there are any guarantors to the tenancy: Guarantor Referencing Fee £100 per guarantor
  • Agreement of Guarantee £75
  • And if the tenant is a company: Company Referencing Fee £17
  • Other Charges:
    • Change of Sharer £300
    • Extension Agreements £125
    • Outgoing reference fee £24
  • Optional extras if agreed: Saturday Move-In £60

Wenn man Pech hat, ist man also zwischen 500 und 1000 £ los bis man überhaupt erst eingezogen ist, und da ist die Kaution noch nicht mit drin.  Deshalb haben wir uns bei der Wohnungssuche eher auf private Vermieter fokussiert und dafür ist die Wohnungsbörse der Uni Cambridge sehr hilfreich. Man kann sich dort allerdings nur registrieren, wenn man eine E-Mail Adresse der Uni Cambridge hat, d.h. die Wohnungsanzeigen können nicht von jederman eingesehen werden.

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An einem trüben Sonntagnachmittag im Juni haben wir also hoffnungsvoll unseren jetzigen Vermieter angerufen, der eine Anzeige auf der besagten Uni Accommodation Webseite geschaltet hatte. Nach einer Hausbesichtigung haben wir Anfang Juli einen Mietvertrag unterschrieben und sind Ende Juli eingezogen. Das Haus ist im Vergleich zu anderen Häusern, die wir besichtigt hatten, gut gepflegt, geräumig und hell. Es befindet sich genau in dem Gebiet, in das wir ziehen wollten, wir kennen unseren Vermieter persönlich und mussten keine Gebühren an einen Immobilienmakler zahlen. Yay!

Der Mietvertrag

In der Regel werden Mietverträge hier nur für die Dauer von sechs bis zwölf Monaten geschlossen und nicht wie in Deutschland unbefristet. Wenn es jedoch keine Probleme mit dem Mieter gibt, wird dieser Vertrag jeweils verlängert. Zu Beginn des Mietverhältnisses haben wir eine Kaution von 1200 £ hinterlegt, die über das sogenannte „Tenancy Deposit Scheme“ geschützt ist. Sollten wir uns bei unserem Auszug mit dem Vermieter um die Kaution streiten, kann dieser sie nicht einfach einbehalten, sondern der „Deposit Protection Service“ entscheidet als Mittler, was mit der Kaution passiert. In der Vergangenheit gab es wohl öfter Vermieter, die die Kaution einfach behalten haben, weshalb diese Instanz zwischen Mieter und Vermieter ins Leben gerufen wurde.

Küche und Möbel

In England sind normalerweise alle Häuser bereits mit einer Küche mit Haushaltsgeräten wie Herd, Waschmaschine und Kühlschrank ausgestattet. Meistens sind Miethäuser sogar möbliert. In unserem Haus waren alle größeren Möbelstücke wie Bett, Esstisch, Sofa, Schreibtisch etc. bereits vorhanden. Glücklicherweise hat unser Vermieter einen guten Geschmack (IKEA!), sodass mich das nicht weiter gestört hat. Im Gegenteil: Wir konnten viel Geld sparen, da wir uns nicht alle Möbel selbst kaufen mussten und wenn wir wieder nach Deutschland ziehen, müssen wir nicht so viele Möbel mitnehmen oder verkaufen.

Nebenkosten

Im Mietpreis an den Vermieter sind keine Nebenkosten enthalten. Der Mieter muss sich selbst um folgende Verträge kümmern:

  • Strom und Gas: uswitch.com ist eine hilfreiche Website, um sich über Strom- und Gas-Versorger und deren Preise zu informieren
  • Wasser: In Cambridge gibt es nur einen Wasser-Versorger, Cambridge Water Company. Dieser rechnet unseren Wasser-Verbrauch anhand eines Wasserzählers ab.
  • Telefon/Internet: Wir teilen uns den Internetanschluss momentan mit unserer Nachbarin. Ein Festnetz Telefon haben und brauchen wir auch nicht dank unserer Handys.
  • TV licence: Das ist so ähnlich wie die Rundfunkgebühr in Deutschland und kostet 145,50 £ im Jahr.
  • Council Tax: Dies ist eine Steuer, welche die Gemeinde zum Beispiel für die Müllabfuhr, Feuerwehr oder die Instandhaltung von öffentlichen Parks verwendet. Sie basiert auf dem Wert der Immobilie, d.h. es gibt acht Steuerklassen von A (bis 40.000 £) bis H (über 320.000 £). Unser Haus befindet sich in der Steuerklasse C, was 1420,04 £ pro Jahr an Council Tax entspricht. Über die Monate verteilt ist das ein ganz schön großer Teil der Nebenkosten. Da Nis Vollzeit-Student ist und ich damit als ein 1-Personen-Haushalt betrachtet werde, bekommen wir immerhin 25 Prozent Ermäßigung.

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Renovierung

In Deutschland ist es ganz normal, dass der Mieter die Wohnung streicht, wenn er ein- oder auszieht. Hier ist das Sache des Vermieters. In der Regel darf man auch nicht einfach Löcher in die Wand bohren. Am besten man schaut immer im Mietvertrag nach, was erlaubt ist und verhandelt gegebenenfalls mit dem Vermieter. Das gleiche gilt auch für unseren Garten. Wir müssen weder den Rasen mähen noch Büsche zurückschneiden oder für sonst irgendwelche Instandhaltungsarbeiten am Haus aufkommen, selbst wenn sie nur wenig kosten. Das ist alles Aufgabe des Vermieters. In der Realität ist es natürlich oftmals schneller, die Dinge einfach selbst in die Hand zu nehmen, aber dann müssen sie immer mit dem Vermieter abgesprochen werden.

Und hier noch einige hilfreiche Vokabeln zur Wohnungssuche:

  • 1000 £ pcm (per calendar month): 1000 £ Monatsmiete
  • 500 £ pcw (per calendar week): 500 £ Wochenmiete
  • tenancy deposit: Kaution
  • detached house: freistehendes Haus
  • semi-detached house: Doppelhaushälfte
  • terraced houses: Häuserreihe
  • flat/apartment: Wohnung
  • furnished: möbiliert
  • part-furnished: teilweise möbiliert
  • unfurnished: ohne Möbel
  • refurbished: renoviert
  • entrance hall: Eingangsflur
  • front and rear garden: Garten vor und hinter dem Haus
  • patio: Terrasse
  • open-plan kitchen: offene Küche mit direktem Zugang zu Ess- und Wohnzimmer
  • white goods: Elektrogeräte für Küche und Haushalt
  • double-glazing: doppelt verglaste Fenster
  • cul-de-sac: Sackgasse
  • off street parking: Parkplatz auf dem Grundstück
  • EPC rating (Energy Performance Certificate): Das gibt Auskunft darüber, wie gut oder schlecht ein Haus isoliert ist und mit welchen Energiekosten man zu rechnen hat.

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