Town & Gown

Wer von Cambridge hört, denkt wohl zuerst an die berühmte Universität, die schon seit über 800 Jahren viele intelligente Denker und Entscheider hervorgebracht hat. Es stimmt auch, dass Cambridge sehr von der Universität geprägt ist. Das liegt schon allein am Städtebau: Die Colleges, in denen vor allem das soziale Studentenleben stattfindet, befinden sich in der ganzen Stadt verteilt und ziehen bereits aufgrund ihrer Architektur die Blicke auf sich. Inwiefern die Universität und die Colleges miteinander verbunden sind, habe ich in diesem Artikel näher erläutert. Viele College-Gebäude waren ursprünglich Klöster und existieren schon mehrere hundert Jahre. Der Großteil der Colleges besitzt zum Beispiel eine Kapelle. Die King’s College Chapel ist wohl eines der Wahrzeichen von Cambridge und ein Besuch im „Evensong Service“ dort gehört fast schon zum Touri-Standardprogramm.

Cambridge ist aber auch eine ganz normale Stadt, in der viele Menschen schon seit ihrer Kindheit leben und vom Uni-Alltag gar nicht so viel mitbekommen. Diese Seite habe ich vor allem an meinem Arbeitsplatz kennengelernt, da die meisten meiner Kollegen keine Verbindung zur Uni haben.

THE CAMBRIDGE BUBBLE

Ich finde die Reaktion mancher Studenten recht amüsant, wenn ich erzähle, dass ich ca. 3 km mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre, in eine Gegend, in der es weder Uni-Fakultäten noch Colleges gibt. „That’s so far away“, sagen viele dann, und ich merke, wie sehr sich ihr Leben doch auf einen winzigen geographischen Punkt konzentriert – den Weg von ihrem College-Zimmer zur Fakultät oder zur Bibliothek. Man nennt dieses „Abgeschottet-Sein“ vom Rest der Welt auch die „Cambridge Bubble“ und das ist nicht nur ein geographischer, sondern auch ein geistiger Zustand. Für viele Studenten hört Cambridge hinter dem „Reality Checkpoint“ auf der Grünfläche Parkers Piece auf. Und dort beginnt angeblich erst das Leben der nicht-akademischen Einheimischen. Auf der anderen Seite sind meine Arbeitskollegen verwundert, dass ich mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre. In Studentenkreisen die normalste Sache der Welt!

CAMBRIDGE ALS UNIVERSITÄT UND STADT

Schon in den Gründungsjahren der Universität war die akademische von der nicht-akademischen Bevölkerung weitgehend getrennt, wodurch die Begriffe „Town & Gown“ entstanden sind. Der „Gown“ ist wörtlich betrachtet der traditionelle akademische Talar, den Studierende zum Beispiel zum Formal Dinner oder bei der Immatrikulationsfeier tragen. In Abgrenzung zur „Town“, kann er jedoch auch für die Universität an sich und das akademische Leben stehen. Ich fand diese zwei Begriffe für die Struktur meines Blogs ganz hilfreich. Dank meines Ehemanns Nis kann ich viel am Studentenleben teilnehmen und darüber berichten. Dass ich selbst keine Studentin mehr bin, hilft mir, auch für andere Seiten von Cambridge die Augen offen zu halten.

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